Schwarzlichtkunst
Es gibt Pflanzen, Tiere, Kleinstorganismen und Mineralien, die mit natürlichen fluoreszierenden Farbstoffen ausgestattet sind und deshalb leuchten (z.B. Kaiserskorpion, Seeanemone, Aesculin,
Berberin, Chinin, Dolomit, Fluorit). Bei einem ganz bestimmten Stand der Sonne (Aufgang u. Untergang) leuchten diese Farben fast so brillant und intensiv, als würde
man sie unter UV-Licht betrachten. Das liegt am hohen Blauanteil im Licht.
Die energiestarke UV-Strahlung von Schwarzlicht, welche aufgrund ihrer kurzen Wellenlänge für das menschliche Auge nicht sichtbar ist, wird von phosphorisierenden u. fluoreszierenden Farben reflektiert und ermöglicht so einen faszinierenden Leuchteffekt.
Ab Ende der 1930er wurden die ersten Schwarzlicht-Lampen produziert. Schwarzlicht wurde schon damals zu Spionagezwecken oder im Justizbereich eingesetzt. Die Anwendungsgebiete sind heute vielfältig, z.B. in der Physik (Fluoreszenzmikroskopie), zu Desinfektionszwecken, Materialprüfungen, in der Forensik, im Kunstbereich zu Restaurierungszwecken, zum Auffinden von Fälschungen (Währung, Antiquitäten, Kunst) uvm.
In den sog. Industrieländern begannen einige KünstlerInnen insbesondere ab den sechziger Jahren, mit der Leuchtkraft von fluoreszierender Farben zu experimentieren, um spezifische Formen der Wahrnehmung zum Ausdruck zu bringen und ein ganz neuartiges Erleben von Kunst zu ermöglichen. Hier hat die Schwarzlichtkunst ihre Wurzeln vor allem in der psychedelischen Kunst & Kultur der 1960er u. 70er Jahre (z.B. „Poster Art“), die unter anderem von Einflüssen Indigener/Visionärer Kunst u. Kultur geprägt war. Des weiteren ist die Schwarzlichtkunst wesentlicher Bestandteil kultureller Aktivitäten (Festivals, Partys, Ausstellungen) der elektronischen Musikszene ab Mitte der 1980er.
Im Kunst- und Eventbereich wird ausschließlich mit Lampen gearbeitet, die eine UV-A Strahlung haben, mit einer Wellenlänge von ca. 368nm.
Im Gegensatz zu vielen „exklusiven“ Konzepten moderner Kunst, ist diese Kunst nicht speziell auf eine Zielgruppe zugeschnitten. Sie spricht alle Alters- wie sozialen Gruppen an. Kinder,
Jugendliche, Familien, Senioren, Vereine, Kitas und benachteiligte Gruppen, sie alle erfreuen sich an den Ausstellungen des Projektes „Sinneswandeln".
Der Betrachter/die Betrachterin wird dazu eingeladen, in die Kunstobjekte einzutauchen und sie durch unmittelbare Nähe zu erleben. Von den Reaktionen vieler Ausstellungsbesucher, sowie von denen
der Akteure selbst, ist zu entnehmen, dass Schwarzlichtkunst eine positive Atmosphäre verbreitet (Entspannung, Erleben, Innovation, Inspiration). Nicht ohne Grund wird auch im Therapiebereich mit
Schwarzlicht-Elementen gearbeitet.
Der Facettenreichtum ist enorm: viele verschiedene Stile und Darstellungsweisen treffen aufeinander - Malerei, Air-Brush, Fadenkunst, Illusionsdesign, Installationen, Plastiken, 3-D-Objekte, Cyborg-Art, Textil- und Kostümdesign, Schwarzlichttheater und vieles andere mehr. Häufig kombinieren KünstlerInnen alte Techniken oder Motive mit neuen Ideen (Mandalas, Fabelwesen, Knüpftechniken, Volkskunst). Teilweise werden fluoreszierende und nicht-fluoreszierende Farben miteinander kombiniert, um Motive zu modifizieren. Ebenso kann ein Zusammenspiel von UV-Licht, Tageslicht, buntem Licht oder auch Videoprojektionen erfolgen, weshalb die Ausstellungen zumeist unter dem Begriff „UV- und Lichtkunst“ aufgeführt sind. Zum Einsatz kommen verschiedenste Materialien. So wurde z.B. mit dem Aufkommen synthetischer Textilien in den 1950er u. 60er Jahren, die Verwendung fluoreszierender Wolle u. Garne möglich, die auch heute noch innerhalb der Schwarzlichtkunst eine große Rolle spielen („string-art“). Auch Indigene Ethnien, wie die Huichol/Wixáritari aus Mexiko, verwenden teils fluoreszierende Wolle für ihre traditionelle Kunstform der „yarn paintings” („nierika“), deren Motive von speziellen Zeremonien oder Visionen handeln. Die Stickereien der Hmong-Textilkunst (Thailand, Laos, Vietnam), “pa ndau” (Blumen-Stoff) genannt, sind reich an leuchtenden, fluoreszierenden Mustern u. Darstellungen.
Schwarzlichtkunst ist eine eigenständige Kunstform, die in vielen verschiedenen Bereichen (z.B. Filmausstattung, Theater, Clubs, Architektur, Design) zum Einsatz kommt. Insbesondere im Event- und Kulturbereich hat sie einen nicht mehr wegzudenkenden Platz eingenommen. Schwarzlichtkunst gibt es weltweit, ihr Ansatz ist international und trans-kulturell.
In Berlin soll Sinneswandeln internationale Schwarzlichtkunst an einem Ort erlebbar machen und als Netzwerk wie Kommunikationsstätte für Schwarzlichtkünstler und alle Interessierten dienen.
(c) Sinneswandeln 2005-2022
UV- (black light) and light art
There are plants, animals, micro-organisms and inorganic substances which contain natural fluorescent pigments that glow (e.g. Emperor Scorpion, Bubble Tip Anemone, Aesculine, Berberine, Chinine, Dolomite, Fluorite). When the sun is in particular positions (around sunrise and sunset), the fluorescent colours shine almost as brightly and intensely as they would if they were being lit up with UV-light.
At the end of the 1930s the first UV(A) lights had been produced. The high-radiation frequency of UV(A) light is invisible to the human eye because of its short wavelength, but when reflected off fluorescent or phosphorescent colours a unique glowing effect is created. Different artists of so-called industrialised countries began to experiment with these colours (called, at that time, ‘shock colours’) in the 1960s. They wanted to use their luminosity to express special modes of perception, and to offer a completely new and innovative experience of art. In those countries the roots of blacklight art (also called ‘UV Art’) can be found in the psychedelic art & culture (e.g. the “Poster Art”) of the 1960s & 70s that was influenced by indigenous/visionary art & culture as well. Further more, blacklight art is part and parcel of the cultural activities (festivals, parties, exhibitions) of the electronic music scene since the mid 1980s.
In contrast to rather “exclusive” concepts of modern art, blacklight art is not merely made for specific target groups but is able to be experienced by everyone, no matter which age or social
status. Children, youths, families, seniors all enjoy those exhibitions.
Visitors are invited to delve deep into the fluorescent works and to experience their artistic quality and effects through proximity and direct contact. Many visitors, and even artists
themselves, often speak of a certain pleasant atmosphere evoked by blacklight art: it seems to serve basic human needs - relaxation, experience, inspiration, innovation.
UV- or blacklight art utilises many different techniques and modes of expression: painting, air-brush, string-art, illusion design, installations, sculptures, 3-d objects, cyborg art, textile and
fashion design and blacklight theatre to name but a few. Artists often combine ancient techniques and compositions with contemporary ones (mandalas, fairytale species, techniques of tying, folk
art). In addition to black light colours, some artists use non fluorescence colours to modify their work or subject. Combinations of UV light and daylight/ coloured light sources, or light
projections are part of “Sinneswandeln”-Art as well, for that reason exhibitions are called “UV and Light art”. There are different materials being used. E.g. the increasing fabrication of
synthetic textiles in the 1950s and 60s led to the wide use of fluorescent wool and yarn which still are of great importance to blacklight art (esp. string-art), today.
Indigenous people like the Huichol or Wixáritari (Mexico) also use fluorescent acrylic yarn for their “yarn paintings” (nierika), symbolizing ceremonies or visions. The Textile Art of the Hmong
Hilltribes (Thailand, Laos, Vietnam) called pa ndau (“flower cloth”) is full of fluorescent yarn. As well as some indigenous people, blacklight artists may speak of their art as kinda “visionary
art”.
Blacklight art is applicable in many different areas (film, theatre, clubs, architecture, design etc.). Many events and artistic/cultural projects would be unimaginable without blacklight art. It is international and transcultural.
Sinneswandeln is keen to set up a permanent space for international UV- and light art in Berlin. We wish to create a space where these arts can be experienced, that also functions as a network
base and place of communication for international artists and
visitors.
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